5. Unverhinderte Schriftsteller

Wie schreibt ein Schriftsteller, wenn er über Künstler und ihre Werke schreibt? Beispielsweise so:
Aleksandar Urosevic im Katalog ERICH PRASCHAK


Es denkt.

Entschieden denkt es von selbst.

Man befände sich in einem Raum mit Echo und Ekel und verfalle dem Gespenst beider. Man erfände eine Stelle mit Nabel und Nichts und verweile am Schnittpunkt heiter. Man gestände sich nun die Freiheit leider, und erfahre das Glück von Ohnmacht und Oase im Stillen, ohne Begleiter.

Dieses denkt es und noch mehr.

Wie z.B., was den Gegenstand bewegt, Schutz zu suchen und sich gerade deshalb der größten Gefahr auszusetzen. Wie es bei der Oberfläche freisteht, sich zur Wehr zu setzen und dabei doch ungewollt am meisten zu verletzen. Wie es in der Innenwelt gelingt, nach Außen vorzudringen und der Außenwelt nur bedingt sich friedlich damit abzufinden.

Denn sie ist und nicht wahr.

Denn sie liebt es nicht Dinge vorzufinden, die sich an ihr Vorrecht wagen, sie verbietet sich Stimmen aufzunehmen, die lebendiger sind als ihre eigenen, die keinen Spielraum haben, sie verabscheut es sich Gedanken zu gestehen, die mehr Gewicht, mehr Funken, mehr Frucht tragen als ihr gemeines Talent und sie selbst.

Sie fürchtet um ihr schäbiges Potential.

Was aber nicht heißt, daß das Glück damit schon gelaufen ist. Das plötzliche Erscheinen der Kunstwerke wird von einem nachhaltigen Schwingen des Vergänglichen begleitet. Ihre schlichte, stille magische Aura ermöglicht erst die Teilnahme an der großen Welt, einer einmaligen Sache, der Geschichte...

Das ist naturgemäß ein Instrument.

Ein Instrument, dessen Genuß und Gegenwart genügen, um das Spannende aus dem Erträglichen, das Abhandene aus dem Zuletzt-Unsäglichen hervorzulocken. Ein Instrument, dessen Resonanz sich aus dem Spiel der verborgenen Seiten am Schauplatz ergibt, dessen Reiz man am Geheimnis einer der ausgestellten Schachteln sieht, geborgen im Schleim, im Schlamm.


Oder so. Derselbe Autor in „Zwischen Welt“, Katalog Galerie Zauner, Linz:

Das Vorkommen von Zeichen, der Ausdruck. Mit Schlingen und Strichen – eine Spur, mit Scheiben und Schleifen – ein Schema. Mit Ecken, Flecken und Zacken – ein einsames Muster, Geraden, Flecken und Lacken – eine feste Vorlage. Mit Spalten und deren Schatten die erste Gefahr. Ausbauend mit weichen Formen, spielerisch und dem Gefühl folgend – eine rare Aufzeichnung, mit Wegen, Straßen, Sprossen, mit Erhöhungen und gesenkten Lidern, mit Brücken, Lippen, Plätzen, sich schlingenden Flüssen und streichelnden Netzen eine Kartographie der Ahnung, das innere Gesicht.




Die Romanautorin Rivka Richterich versucht sich im Katalog „IVIC – Malerei Skulptur“ von 1994 als Kuratorin...

Die Kunst von Martin Ivic ist eine Art Synthese aus verschiedenen Kunstrichtungen, analog zur Synthese von verschiedenen Kulturräumen/-epochen usw. Der Versuch der Verschmelzung dieser Komponenten zu einer Einheit scheint das Ziel seiner Arbeit zu sein. So wie Martin Ivic in seinem bisherigen Leben von verschiedenen europäischen Kulturkreisen geprägt wurde (Jugoslawien/ Skandinavien), so ist auch seine Kunst orientiert.
Konstruktive Formen in seiner Malerei und Skulptur heben sich zu organischen auf, ganz im Gegensatz zur Konfrontation, wie sie sich gegenwärtig im allgemeinen Weltgeschehen manifestiert. Dieser Grad von Bewußtsein, der in seinen Arbeiten zum Ausdruck kommt, ist ein notwendiger Schritt, um die Komplexität der heutigen Lebenszusammenhänge zu begreifen und zu bewältigen. Ihm geht es darum, trotz dieser Komplexität Mensch zu bleiben, ausgestattet mit einer kulturellen Identität (Sprache/Religion/Sitte etc.) und dennoch vor allem Kosmopolit zu sein. Diese Anschauung transformiert sich auch in seinem Werk. Bei näherem Hinsehen verwischen sich auch die Formen, ein momentaner Stillstand einer komplexen Bewegung – Verdichtung und Auflösung, Fülle und Leere als Ausdruck des pulsierenden Lebens schlechthin. Dies manifestiert sich in einer Gleichzeitigkeit von stark strukturierten Formen und Transparenz. Dadurch entsteht eine Reduzierung der Komplexität hin zur Schlichtheit.
Ein Vorgang also, der richtungsweisend sein kann, und dies nicht nur ausschließlich im künstlerischen Bereich.


...und als Lyrikerin:

Steinwesen

Jemand hält ihm von innen die Augen zu.
Es versucht, von hinten zu sehen, sieht nur, wie jemand
von innen die Augen zuhält.
Jemand stemmt es heraus, nein, zieht daran, läßt Äther in
seine Kopfschale träufeln, ernährt es, zur Mühe hin.

Vorher quoll nichts.
Nichts wurde berührt, nicht Glattes, nicht Rauhes.
Ein Schlaf, oder mehr, in dem alles lag:
Warten, das sich von Erreichtem nicht unterschied;
blindes Sehen;
in der Glut des Sommers war es nicht vom Winter getrennt;
Kälte, Nässe drang nie ein.

Kaum ans Licht und in den Raum gerissen, ist schon Zeit
darin, ein Sagen ein Sehen.
Fesseln wuchsen aus dem Innern, wuchsen mit an.
Rauhe Stränge stützen, hindern.
Läge es an den Ozeanen, im Wind, kämen weichere Formen
hervor, lindernd.

So ist es der Mensch,
der daran atmet
sich spiegelt
daraus trinkt
sich verbirgt

Gleichgültig.
Es bleibt geädertes Zeichen, Verdichtung;
bleibt im Werden – wird darin vergehen.





Ein gewisser F. E. Rakuschan, der in der Kunstszene nicht unumstritten zu sein scheint, wie wir weiter unten erfahren, ist freier Autor mit den Schwerpunkten Medien/Kunsttheorie. Über Helmut Mark und dessen Arbeit äußert er sich wie folgt:

Ohne reale Entsprechung in der Sozietät affirmiert Helmut Mark die Mär allgemeiner individueller Autonomie, wiewohl sich seine Freiheiten einzig aus der Prosperität seiner Produkte ableiten. In der Rolle eines in Devotion vor herrschenden Maximen wartenden Berserkers, verkehrt er die faktische Ohnmacht des einzelnen Individuums in ihr Gegenteil, indem er als narzißtische Spiegelung und hyperrealistische Zelluloid-Inkarnation der Allmachtsphantasien seines Betrachters, denselben – irreführend – für etwa neunzig Minuten zum Zentrum der Welt macht und damit im Kino ideologische Feinarbeit leistet. Egal ob er nun Sylvester Stallone heißt oder Jackson Pollock, der bald nach Kriegsende, als eines der kulturellen Aushängeschilder des Marshallplanes qua existenzielles Herzeigemodell uneingeschränkter individueller Freiheit, in Wahrheit vor dem Hintergrund eines beginnenden Kalten Krieges für imperialistische Intentionen propagandistisch herhalten mußte: Dem Kulturproduzenten, ungeachtet seiner Denkungsart, steht offen nur ein Emissionsfeld auf dem Raster von Vereinnahmung und Instrumentalisierung. Das Relikt einer Produktfertigung, wie sie nur noch von Künstlern praktiziert wird, fungiert dabei als überhöhtes Abbild bürgerlicher Einheit von (ideologischer) Produktivität und Produktionsmittelbesitz, ist jedoch ebenso einem alles untergeordneten Wertgesetz unterstellt, wo sich Arbeit nicht als Herstellung bedürfnisbefriedigender Objekte oder ebensolcher Handlungen definiert, sondern als Produktion von Wert, aus dem sich Mehrwert ziehen läßt. Wenn nun der gesamte Produktions- und Reproduktionsbereich nach Maßgabe von Waren- und Kapitalform abläuft, ist es nur folgerichtig, daß die Bewertung künstlerischer Leistungen mit Vorliebe aus der Anwendung gestaltbezogener Kriterien am Erscheinungsbild resultiert, das unliebsame Fragestellungen nach der gesellschaftlichen Verfahrenspraxis mit denselben vergessen machen soll. Während in geistesgegenwärtiger Kunstproduktion, heute wie zuvor, Kopier-Piraterie gang und gäbe ist, Sampling-Methoden, kraft Einsatz neuer Technologien, als selbstverständliche Alltagspraktik im künstlerischen Schaffen Platz gegriffen haben, die jeweilige Autorenschaft rein als Logo fungiert, das – falls die strategische Notwendigkeit dies erfordert – auch wieder gewechselt wird, suggerieren die Matchmaker-Abordnungen des Kunstmarktes ihrem Klientel weiterhin das Trivial von Werk, Autor und Original, sowie eine überkommene Ereignishaftigkeit von Kunst, wie sie die Praxis selbst längst obsolet gemacht hat. So finden die sogenannten Vermittler mit den Produzenten von Kunst im Ramböschen Charakter zusammen, der graduell reduziert, aber nur bei Strafe eigener Vernichtung vollends aufgegeben werden kann. Die künstlerische Produktion als ein Teil der gesamtkulturellen ist unter ihrem funktionalen Bedeutungsaspekt in die Arbeiten von Helmut Mark thematisch eingeschrieben. Schon vorgefertigte kulturelle Codes reformuliert er medial unterschiedlich in der Weise, daß die strukturellen Bedingtheiten des Produkts darin selbst zum Ausdruck kommen. Nicht in einem Hervorkehren von Differenzen, dem situativ jegliche Überzeugungskraft abhanden gekommen ist, sondern in einer antinomischen Geste des Sich-überantwortens an die ubiquitäre Indifferenz, die zugleich unerbittliche Durchdringung derselben ist. In diesem Akt einer Kompulsion wird die allen Produkten anhaftende formelle und fetischisierte Abstraktion zum monströsen Deja-vu seines rezipierenden Gegenübers: Ganz ohne Schrecken oder jedweder Beunruhigung ist die Gewahrwerdung instantaner Subjekt-Verfaßtheit der Preis, den die Mark'schen Zerogates einzulösen noch willens sind. Das Ereignis in Permanenz wendet sich im glückhaften Moment in ein Suspens der Zeit.

Wer sich beim Lesen dieses Textes hilflos und seiner Selbstsicherheit beraubt fühlen sollte, dessen Demut wird durch eine Aussage des Autors, die sich im Netz findet, wohl noch verstärkt werden. Dort sagt jener nämlich:

Die Kunst ist eine elitäre Sache. Es braucht viel an Bildung, um die Codes dechiffrieren und die kunstimmanenten Übereinkünfte verstehen zu können. Wer damit nicht früh genug anfängt, bleibt sein Leben lang der Blöde in der Konfrontation damit.

Na, jetzt haben Sie es ordentlich abbekommen! Hätten Sie mal lieber früher angefangen mit dem Lesen von Kunstkatalogen! Und das mit dem Kaufen von Kunstwerken lassen Sie besser auch sein, wenn Sie nicht in ein falsches Licht gerückt werden wollen. Denn der Autor setzt fort:

Sehr viel braucht es auch, um sich Kunstwerke kaufen zu können. Das viele Geld dafür geben in der Regel jene Leute aus, die durch den Kauf von Kunstwerken ihren eigenen Status gegenüber weniger privilegierten Klassen der Gesellschaft hervorheben wollen.

Der obige Hinweis auf gewisse Differenzen, die es um ihn gibt, bezieht sich auf folgenden Fund im Internet:

Unter dem Deckmantel von Kunst und Medientheorie werden unverblümt rechte Macht- und Gewaltphantasien verbreitet. Die Spaltung der bisher freundschaftlich verbundenen Medienkunstszene wird von Rakuschan programmatisch als Kunstprojekt betrieben. Er mißbraucht offen seine Position als Medienkunstbeirat, um persönlichen Angriffen auch übergeordneten amtlichen Nachdruck zu verleihen.

Derartige Entwicklungen nehmen wir nicht unwidersprochen hin. Wir verurteilen hiermit ausdrücklich die bösartige Polemik und menschenverachtende Weltanschauung von F.E. Rakuschan und der digitALL - Internetkampftruppe.

Ursula Hentschläger und Zelko Wiener

Er selbst sagt dazu:

Der Medientheoretiker und Netzkritiker F.E.Rakuschan begrüßte jede komplexe Herangehensweise an das Themenfeld Kunst, Gesellschaft und neue Technologien.




Elfriede Gerstl über Angelika Kaufmann

(Elfriede Gerstl, geboren 1932 in Wien, 2009 ebenda verstorben, war eine österreichische Schriftstellerin).

konstruktive fehler
das thema der konkreten poesie ist die struktur, wobei die verwendeten Wörter (materialien) ja noch durch assoziationen (beschwert) verunreinigt sind. am reinsten, schlackenlosesten und aller stofflichkeit entbehrend ist die schönheit selbstbezüglicher Beziehung nur in der mathematik zu haben. nur mathematische Bezüge (reihen, formeln etc.) können ballastfrei ihre struktur darstellen (dass mäuse, katzen, sofas oder schwertlilien gewogen, gemessen, multipliziert werden können, ist sozusagen die verunreinigende verwendung dieser selbstgenügsamen, reinen gedanklichkeit, dieser autonomen kunstform). geglückte perfektion in der konkreten poesie oder dem konstruktivismus verpflichteten kunstwerk realisiert sich im vorweisen der elemente, ihres beziehungs-musters (reihung, rhythmus, konstellation etc.). es handelt sich um ein jeweils anderes konzept, ob fehlerlosigkeit angestrebt wird, man fehler sich einschleichen lässt, oder wie im falle von angelika kaufmann, fehler insgeheim herbeiwünscht und sie freudig begrüsst.
die strichstärkenpartitur für 365 tage führt ernsthaft und spielerisch eine art schrift vor, die auf den ersten blick dem Betrachter nicht abverlangt, etwas noch anderes, mit ihr „gemeintes“ zu entschlüsseln. mit diesen aufsteigenden und absteigenden zahlenreihen wird zu einem anderen spiel, zu einer anderen kommunikation eingeladen. diese zahlenpartitur auf dem gerasterten untergrund hat eine psychologische und eine ästhetische aussage.
angelika kaufmann arbeitet mit fünf oder sieben schreibwerkzeugen von unterschiedlicher strichstärke lückenlose perfektion wird von ihr weder erwartet noch auch nur angestrebt – sie kann das geschenk des „fehlermachens“ annehmen, als produktiv erweiternd erleben, ja es gehört zu ihrem konzept, klare und strenge vorhaben und vorgaben als ausgangsposition zu haben und ihr durchbrechen zu erwarten: das feine regelmässige rasterpapier als tanzboden für die jeweiligen choreografierten zahlenbeziehungen, zahlen-schritt-muster, die bewegungen der reihen von links nach rechts, von rechts nach links, zeilenanfang bzw. zeilenende ist einmal eingerückt, einmal nicht.
angelika kaufmann: „arbeit mit bestimmten vorgaben, an denen man insofern scheitern kann, als man sich irrt.“
und
„die einsicht, sich geirrt zu haben und diesen Irrtum ohne ärger zuzulassen ist wohltuend und entspannend.“
auch die titel der 20 blätter der strichpartitur bekennen sich fröhlich zum durchbrechen der zunächst selbstgewählten strenge (als würden sich aus einem kunstvoll gebauten käfig mancherorts gitterstäbe lösen und der erbauer sich freuen über den unvermutet entstandenen frei-raum). eine auswahl:
titel nr. 6: auch fehler füllen ein blatt
titel nr. 9: fehlerlose blätter langweilen
titel nr. 15: fehler sind aufregend
diesen vorgaben angelika kaufmanns ist wenig hinzuzufügen.


Diesen Vorgaben Elfriede Gerstls auch.




Wenn es um das Thema Kunst geht, scheinen einige Schriftsteller noch mehr Kreativität zu versprühen, als ohnehin schon.

(Reinhard Priessnitz geboren 1945 in Wien, 1985 dort auch gestorben, war ein österreichischer Dichter).

flieg ab,
satz,
um den juni herum.
(für loys egg.)
dies eine schreibweise auf einer papierwiese, um die im besagten juni herum die blickbehafteten schwirren mögen. die sind dann da, wo das kontinuum ist, und das ist seinerseits dort, wo in aller augen weltssprachen SCHAUEN drauf steht, was wieder ist, was sie dann eben tun, die sind dann da als hier her gehörige grammatische personen angelangt (herbeizitiert worden) und di. („d.i.“ i.e. „das ist“; „i.e.“ für „id est“), wo sie schon immer gewesen sein könnten und kiefeln dann in der lauen luft an eben dem, und wenn sie's winden oder wenden-finden oder fänden sie u. a. (i.e. „unteranderem“) AUCH GEFÜGE ZU NENNEN zum kapieren (kampieren?) daselbst aufbereitet, angerichtet, also gegeben und überhaupt das ganze als eine art amt für GENÜGEN. die mögen sich dann davon überzeugen, und zwar an stelle und ort, wenn sie z. b. (d. i. „zum Beispiel“) hier gesetzt NICHT HAFTEN BLEIBEN SONDERN DIE SACHEN ANSCHAUEN! finden, daß, indem sie ihren blick an selbiges heften (und wer dies liest faßt seines sehwerkzeuges heft heftiger) und zu den anders selbigen rüber schwenken, ihnen dies genügt um zu schwärmen. denn die schwärmen dann, wahrlich! die schwärmen dann nämlich, wie ich schon zu sehen meine, zu dem hingegossenen hin, es zu ihrer registrierenden kenntnis zu nehmen, in so einer abwicklung wie der diesigen folge etwa, oder in einer, die sich für sie als eine von loys egg legitimiert (für die er ihres erachtens nach haftet), was uns von der sache ein bißchen ab –
setzen
soll, und denen ihrem amt wieder wird das ja schon deshalb genügen, weil es ja zum anderen in ihren augen auch eine würde ist. nur würden sie doch gerne, so wie sich das die blickbepickten in ihren sehraum eingebaut haben, vom „Bild“ ein wenig oder ein wenig zu viel stärkung wollen und schwelgen, weshalb sie sich, die ja dann noch immer (oder eben) über a
sein, weil das mit dem verständnis eine angelegenheit sei, von der sie als Blickbeamte meinten, sie seien ihr ohnedies verhaftet (diese seien ihnen angelegen, oblägen ihnen) so wie ihnen der sinn des hier hingegossenen am gaumen zu kleben scheine („scheinen“ wie die „sonne scheint“) und denken möchten, das zeichen (das ihnen als stab, Bild, schönes, hingesetzte, in sie hineingegossene) sei eben jene medizin
(besagter TRANK), an deren (an DESSEN) einnahme sie wie schon so häufig gesundeten und die (DER) bewirke, daß sie eben schwirrten. was nun bewirkt, abermals abzusetzen
und mit einer schwalbe hinzujubeln: also schwören sie, oder vielmehr, werden sie schwören, daß ihnen das vorgesetzte bekomme, damit sie nämlich erst bekommen, was ihnen vorgesetzt wird (ihnen schwant vorgesetztes). so funktioniert der verstehensrausch (SCHWIPS), und es wird unter INTERPRETATION ein akt angelegt werden, zu welchem sich dann die Blickbeamtenschaft nach getaner arbeit höchstselber zu legen pflegen wird wollen. denn so ein drink, finden sie, findet eben auch seinen
absatz und dann werden sie vielleicht weiters loys egg zu einem medizinmann erklären und trommeln, das ihnen hingehaltene sei in ihrem sinn frisierter mythos und schließlich dastehn mit genau dieser frisur, weil sie sich ja selbst als treuer spiegel verstehen. was soviel heißt, daß sich der text am
absatz
dreht und ratschlagt, es sollte ihnen mit in ihre arznei geschüttet werden, daß dem eben nicht so sei, wie sie das „hierjetzt meinen“, und wenn sie das dann auch noch intus haben, werden sie ein wenig schwitzen und in ihrem urteil schwanken. aber eben das empfinde ich schreibender als die einer lösung einzig anzuempfehlende Ingredienz, welche den blickbehafteten verabreicht werden kann (der blick muß nämlich runter), und wenn ich mir die sachen (um einmal ein „wort“ „dafür“ zu nehmen) so ansehe, die loys egg aus diesen guten materialien endesgefertigt hat, dann ist das ja auch (wird das ja auch) dasjenige sein, das die haftenden möglicherweise enthaftet, sozusagen als bitteren honig für ihr schwindelndes schwirren. und weil sie dessen ungeachtet vermutlich doch auch das verstehen werden wollen, gebe ich ihrem rausch (ihrem überschwange) jetzt schon den kater in die zeile mit, der ihnen diesen bestätigt; nun läßt sich dafür auch QUITTUNG schreiben, welche, da sie hier meines erachtens doch schöner blüht, dem Juni, in dem dies alles statthaben wird, besser zum wesen steht, sind doch nebenher sämtliche wiesen, welche die schwirrenden ansteuern, solche für betretenes schweigen. dann werden wir ihnen auch noch die schreibwiese nehmen, und der sinn hat sich ausgesaugt. dann geht noch ein satz ab
und dort setzen wir dann das hin, was loys egg vom transport aus der sinnverpackung löst.
wien, im mai 1975 herum.
reinhard priessnitz.





Bewundernswert auch, welch erleuchtende Einsichten manche Schriftsteller in das Werk eines Künstlers haben. Ferdinand Schmatz über Christoph Nebel.

(Ferdinand Schmatz, geboren 1953 in Korneuburg, ist ein österreichischer Schriftsteller).

In Christoph Nebels Arbeit zeigt sich, brutal, daß Information nicht entschlüsselt, sondern verschlüsselt – wäre da nicht jener vom Künstler bewußt gesetzte Kontext der Öffnung im geschlossenen System von Beobachter und Beobachtung.

Jenes System, das „an sich“ in den „Bahnen des ästhetischen Universums der Bilder“ zirkuliert, erweitert sich imaginär: das eingefangne Kathodenlicht des Monitors codiert auf dem Glanzpapier des Fotos über seine eigene Widerspiegelung hinaus, den Beobachterstatus des Betrachters neu.

Das „Fremde“ sehen (des Objekts) wird ergänzt vom „anderen“ Auge (des Subjekts), das sich via passivem Monitorschirm aktiv zu realisieren drängt – und als imaginäres Konstrukt innerhalb der Installation jene Bewegung erzeugt, das Nachvollziehen des Gezeigten in Gestalten des Zeigens zurück- verwandelt.

Die Bewegung der Bilder erfährt somit jene konsequente Reduktion auf das sie tragende Element – das Licht.



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